Die Top-Mitarbeiterzeitungen & Medien der Internen Kommunikation 2020
von Carsten Rossi | 10.02.2021 09:15:00 | 9 Minuten Lesezeit
von Carsten Rossi | 10.02.2021 09:15:00 | 9 Minuten Lesezeit
Jedes Jahr ist es wieder ein Fest: ich darf zusammen mit dem Team des Inkometa Awards die besten Medien der Internen Kommunikation aus einer dreistelligen Anzahl von Einreichungen aussuchen. Bevor ich – bzw. dieses Jahr an meiner Stelle mein Kollege Christian Fill – auch 2021 wieder zu Tat schreite, möchte ich die Gewinner*innen des letzten Jahres noch einmal in Text und Bild vorstellen. Veranstalter des INKOMETA Award ist die Berliner School for Communication und Management (SCM). Die hochkarätig besetzte Jury besteht aus vielen renommierten Juror*innen aus Unternehmen und Agenturen. Letztes Jahr durfte ich schon zum dritten Mal als Leiter der Fachjury Medien agieren und zum Abschluss – wenn auch durch die pandemische Lage leider etwas verspätet – diverse Preise an die besten Medien der Mitarbeiterkommunikation aus dem DACH-Raum vergeben. Hier ist die Liste der Besten der Besten und meine Meinung dazu, warum sie es alle verdient haben.
Immer (noch) die Königsdisziplin ist die gedruckte Mitarbeiterzeitung, auch wenn die digitalen und hybriden Varianten immer stärker an Bedeutung gewinnen. Im Jahr 2020 hat uns das Magazin „_Kurs“ am meisten beeindruckt. (Anmerkung: Auch dieses Magazin ist übrigens zusätzlich als App erhältlich.) Der „_Kurs“ ist das Magazin der DB Privat- und Firmenkundenbank AG. Es erscheint sechs mal im Jahr mit jeweils 52 Seiten und ist das Magazin einer neuen Marke, die zwei vormals eigenständige Unternehmen in einem zusammenführt: die Postbank und die Deutsche Bank. Die kulturelle Großbaustelle, das Zusammenwachsen zu unterstützen, ist eine der Hauptaufgaben des Magazins. Es gilt, Gemeinschaft zu fördern, ohne Identitäten aufzulösen, und den Fortschritt des gemeinsamen Projektes zu dokumentieren.
(Screenshot entnommen aus der App Seite des Magazins im Google Play Store.)
Aus meiner Perspektive erfüllt das Medium diese Aufgabe exzellent, ganz besonders durch drei wesentliche Aspekte:
Insgesamt ein prächtiges Magazin, das zurecht gewonnen hat. Glückwunsch auch an axel springer_ corporate solutions und einhorn für die tolle Arbeit.
Das internationale Beratungsunternehmen für die Immobilienwirtschaft Drees & Sommer hat mit seinem Mitarbeitermagazin letztes Jahr – als einziges Unternehmen neben der Deutschen Post DHL – einen Award in zwei Kategorien erhalten: als Best of Class im Bereich Medien insgesamt und als bestes eMagazin. Nicht umsonst ist man dort besonders stolz auf diese Auszeichnung, wie ein Auszug aus der Pressemitteilung zum Award zeigt:
Besonders gewürdigt wurde Drees & Sommer für das stimmige Gesamtkonzept aus Informationsvermittlung und emotionaler Nähe zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie die gelungene Verzahnung von Print- und Digitalausgabe. Außerdem lobte die Jury den abwechslungsreichen Content sowie die sehr gute Userführung des e-Magazins.
Mich persönlich hat am digitalen Magazin besonders die sehr gelungene „magazinige“ Umsetzung überzeugt. Gerade hybride Online-Magazine müssen einen guten Weg finden, nicht einfach nur eine digitale Kopie des Print-Originals zu sein, dürfen andererseits aber auch nicht aussehen wie eine beliebige Corporate Website. Deshalb ist der Verzicht auf zu viel Kontext zugunsten einer großformatigen Inszenierung und Visualisierung von Menschen, Themen und Zahlen besonders wichtig. Bei einem digitalen Mitarbeitermagazin geht es vor allem darum, ein ablenkungsfreies Leseerlebnis zu garantieren – und das responsiv auf allen Plattformen. Kammann Rossi arbeitet z.B. kontinuierlich daran, das für den Kunden Symrise zu ermöglichen. Drees & Sommer macht das großartig und ist deshalb nicht nur für uns ein Vorbild.
Wenn ich kurz aus der internen Jurybewertung zitieren darf:
Dieser Film ist absolut state of the art, äußerst professionell gemacht und verfehlt sein Wirkung
nicht.
Bosch hat 2020 den sehr beeindruckenden Film „A Year in Review“ vorgelegt, der die Keynote zur Geschäftslage und Strategie von Bosch CEO Volkmar Denner auf dem „Executive Forum“, dem größten Top-Management-Meeting des Unternehmens, eröffnete. Als Jahresrückblick inszeniert der Film in 2 Minuten und 51 Sekunden mit Hilfe von beeindruckend aber lakonisch inszeniertem News Footage alle relevanten kritischen Themen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Der Film erzeugt eine schonungslose, nicht überzuckerte und von „corporate speak“ weitgehend unbehelligte Dramatik. Key Testimonial des Films ist der sehr eindringliche Sir David Attenborough. Wir dürfen diesen Film hier leider nicht zeigen, aber ich bin mir sicher, dass es kaum jemandem im Publikum gegeben hat, dem dieser Film nicht den Ernst der Lage – des Unternehmens und der Welt – und die Notwendigkeit, entschlossen zu handeln, sehr deutlich gemacht hat. Bravo und Glückwunsch, natürlich auch an die ausführende Agentur Oddity.
Podcasts hört man allerorten und viele von ihnen leiden unter einer von zwei Krankheiten: sie sind entweder schlecht produziert oder überproduziert – und dann unauthentisch. Audi gelingt der Tanz auf dem Drahtseil hingegen perfekt. Die Ausgaben sind zum einen in Radioqualität produziert und werden von einem Moderatorenpaar präsentiert. Sie präsentieren dabei aber O-Töne und Mitarbeitergeschichten, die wirklich „echt“ sind. Durchschnittlich 8000 Hörer*innen hat jede Folge und das Medium wird von den Mitarbeiter*innen mit 4,5 von 5 möglichen Punkten bewertet. Und mutig ist man bei Audi auch noch. Wer wissen will, was ich meine kann sich hier die Folge zum Thema „Psychische Gesundheit“ anhören. Nicht viele Unternehmen (und Mitarbeiter*innen) trauen sich, das Thema „Psyche“ wirklich zu thematisieren.
Letztes Jahr als Event besonders überzeugt hat uns beim Inkometa das „Digital Life Camp“ (kurz DLC). Es ist das jährliche Innovations-Barcamp der T-Systems Multimedia Solutions GmbH (kurz: MMS). Im Gegensatz zu vielen „Top-Down“ Firmenveranstaltungen lebt es als „Unkonferenz“ vor allem von der Beteiligung der Mitarbeitenden und wird komplett durch diese gestaltet. Jede*r Mitarbeiter*in kann eine Session einreichen und spannende Themen, neue Trends, Projekte oder Geschäftsideen und Problemlösungen pitchen. Gemeinsam wird dann offen diskutiert, eingeordnet und bewertet. 2019 waren insgesamt 897 Teilnehmer vor Ort und die Gesamtnote, die von den Mitarbeitenden für das Event vergeben wurde, war 1,4!
Für mich ist das jährliche DLC ein sehr gelungenes Beispiel dafür, dass Events für Mitarbeitende dann am besten sind, wenn sie eine offene Atmosphäre haben und möglichst viele und abwechslungsreichen Impulse setzen. Es darf eben nicht nur um „Beschallung“ und „Alignment“ gehen, sondern Wissen und Haltung müssen transparent, interdisziplinär und cross-funktional geteilt werden.
Hier ein Einblick:
Den Grünfink der DATEV muss man kaum noch erwähnen, wenn es um gute Mitarbeitermagazine geht. Er ist schon lange für sein exzellentes und mutiges Design bekannt. 2020 hat er auch die Jury des Inkometa Awards überzeugt. Hier der entscheidende Satz aus der Jury-Bewertung:
Ein Magazin das Freude macht es zu lesen und zu „erleben“.
Dieser ganz besondere Erlebnischarakter ist es, den die Gestaltung des Magazins befördert. Man hat grafisch niemals den Eindruck, es sei eine Pflicht. Das Design des Grünfinks ist immer „Kür“.
Die beste Story des Jahres 2020 kommt von einer Sparkasse. Das war nicht unbedingt zu erwarten, aber die Titelstory des Magazins „persaldo“ der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen hat die Jury auf den ersten, zweiten und dritten Blick überzeugt. Ähnlich wie der Podcast von Audi spricht auch sie ein Thema an, das gerne als Tabuthema wegignoriert wird, letztlich aber jede*n von uns treffen kann: Demenz.
Das Autoren-Duo Gertrud Henle und Martin Turetschek beleuchtet das demenzielle Syndrom aus unterschiedlichen, auch unerwarteten Perspektiven. Und das Cover sowie die Illustrationen im Innenteil im Pop-Art Stil Roy Lichtensteins bricht bewusst mit den üblichen Klischees, indem sie überwiegend junge Menschen zeigen.
Aber warum ist das ein Thema für die Kreissparkasse? Nun, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben im Kundenkontakt und im privaten Umfeld immer häufiger mit Menschen mit Demenz zu tun. Wohnen Familienangehörige weit weg, sind Bankberater manchmal die ersten, die eine Veränderung bei langjährigen Kunden bemerken und erste Signale wahrnehmen. Aber was sind die Symptome der Krankheit? Und wie reagiert man angemessen, wenn sich Erkrankte bei fortschreitender Demenz in ihre meist in der Vergangenheit liegende Innenwelt zurückziehen?
Der persaldo Beitrag hilft aufzuklären, Verständnis zu schaffen und Hemmschwellen abzubauen. Er gibt Empfehlungen zum Umgang mit demenzkranken Menschen, nennt Anlaufstellen und promotet die vom Personalbereich organisierten Inhouse-Seminare zum Thema.
Für mich ist er vor allem ein leuchtendes Beispiel dafür, wie sehr guter Journalismus in einem Mitarbeitermagazin nicht nur der Vermittlung einer „corporate message“ dienen, sondern wie hilfreich, lebensnah und aufklärend Content für die Mitarbeitenden sein kann. Setzen, 1.