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Ich habe Angst vor der Zukunft, oder: Die Lehre ist so 90er!

Ich bin mit meiner Agentur nun schon seit einiger Zeit an diversen Hochschulen engagiert. Wir sponsern einen Kommunikations-Preis, ich gebe Online- und Offline-Seminare, wir halten Workshops für Projektteams ab. Inhaltlich dreht sich unsere Arbeit zumeist um die Themen Social Media, Kommunikation 2.0 und dialogisches bzw. stakeholderorientiertes Reputation Management.

All dies wird gerne genommen, als Erweiterung des Lehrplanes, als Innovation, als zukunftsweisend.

Das war's dann aber auch schon.

Denn eine Breiten- oder sogar Tiefenwirkung hat meine Arbeit - und die der vielen anderen 2.0 Apologeten - an den Hochschulen bisher nicht. Am deutlichsten wurde mir das, als ich vor kurzem Einblick in die Organisation und Kommunikationsarbeit für ein hochschulinternes Projekt erhielt. Unter "professioneller" Kommunikationsarbeit verstand man dort das fleissige Einrichten von deutlich voneinander abgegrenzten Projektsilos mit klar getrennten Verantwortlichkeiten, die One-Voice Policy für Social Media, das mehrinstanzliche Abstimmen von Tweets im Projektteam - eben die Praxis, die man in den 90ern für die State-of-the-art Organisation einer Unternehmenskommunikation hielt. Zu einer Zeit also, als man froh war, nicht mehr nur Presseabteilung oder Betriebszeitungsmacher zu sein - und sich die entsprechenden Management-Prozesse zulegte.

Nun haben sich die Zustände in den Unternehmen allerdings mittlerweile stark gewandelt. Ich stosse mit den Forderungen nach Querschnitts- und Verauensorganisationen, nach dialogischer Kommunikation zusehends auf offene Ohren. Das was an der Hochschule und in der Lehre als professionell gilt, ist dort schon auf dem besten Weg zum Label "gestrig".

Sollte das aber nicht eigentlich ganz anders sein? Sollte nicht die Lehre vorweggehen und die Praxis folgen? Weil die Lehre doch die Mitarbeiter von morgen ausbildet!? Und nicht die von gestern?

Ich kenne nur einen Ausschnitt ohne empirische Relevanz. Aber der macht mir gerade Angst. Denn ich habe keine Lust meine Zeit mit dem mühevollen Überzeugen von Best-Ager-Managern zu verbringen, die dann in 10 Jahren von konservativ ausgebildeten Kommunikationsstudenten ersetzt werden, bei denen ich dann wieder vor vorne beginnen kann.

Auch deshalb werde ich weiterhin für sehr kleines Geld an der Hochschule unterrichten.

Oder irgendwann für die Anhebung des Rentenalters von Kommunikationsmanagern plädieren.