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Der fehlende Wille zur Krise

Gerd Neumann, Managing Director des European Office of Institute for Structural Economics, führt die Wucht der Finanzkrise unter anderem darauf zurück, dass eine orientierungslose Gesellschaft die falschen Signale empfangen habe: alle Fakten seien bekannt gewesen, nur viel zu kompliziert und zudem noch mit Hilfe der falschen Kanäle vermittelt. (10. August, Welt online, „Orientierungslose Gesellschaft ermöglicht die Krise“) Eine professionelle Aufbereitung von Informationen mit neuen, besseren Hintergrundformaten, könne und müsse hier Abhilfe schaffen.

Obwohl ich schon qua Profession ein Freund davon bin, der Medienauswahl die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, muss ich an dieser Stelle doch sagen, dass Gerd Neumann unrecht hat. Die Krise ist weder ein Medien-, noch ein Format- noch überhaupt ein Informationsproblem. Sie war und ist ein strukturelles Problem einer Gesellschaft, die nicht (mehr) in der Lage ist sich selbst in Frage zu stellen.

Wie wir seit Festinger wissen, ist die Rezeption von Nachrichten maßgeblich von ihrer Erwünschtheit abhängig – sonst gäbe es keine Raucher mehr. Für diese Zielgruppe ist so ziemlich jedes Vermittlungsformat schon einmal ausprobiert worden - selbst die, die nicht mal mehr informieren, sondern nur noch Angst machen.

Und genauso geht es unserem Wirtschaftssystem: wer sich selbst als unersetzlich und alternativlos betrachtet, wird seine eigene Fehlbarkeit oder sogar Sterblichkeit niemals ernsthaft in Betracht ziehen. Nicht umsonst verbindet Neumann seine Analyse gleich mit der Darstellung von ein paar neuen Geschäftsideen.

Ein paar Visionen in der Auslage wären vermutlich hilfreicher als neue Infografik-Formate.