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Digitale Transformation des Journalismus: 12 Thesen zum Nasebohren

Im Rahmen der Diskussion um die Digitale Transformation des Journalismus wurden heute zwölf nicht wegweisende Thesen zur Zukunft des Journalismus veröffentlicht. Das von den ZEIT-Redakteuren Jochen Wegner und Bernd Ulrich veröffentlichte Beinahe-Manifest macht das Elend der Debatte um und in der ehemaligen vierten Gewalt überdeutlich.

Zwei sicherlich hochintelligente Menschen, die ganz offensichtlich keine Chemiker sondern Redakteure sind, verplempern ihre Zeit damit, eine Art Nichtangriffspakt zwischen zwei Elementen (Kohlenstoff und Silizium, vulgo Print und Online) zu besiegeln - mitten in einem Krieg, der durch Inhalte entschieden werden sollte. Nur zwei von zwölf Thesen widmen sie dabei der Rolle und Bedeutung des Journalismus in unserer Gesellschaft - und keinen den möglichen Überlebens- oder sogar Erfolgsstrategien einer Funktion, die meines Erachtens unabdingbar für ein aufgeklärtes Gemeinwesen ist. In ihrer Kanalfixierung sind sie dabei ebenso dilettantisch, wie der Mittelstandsmarketer, der sich die Frage stellt: Gehe ich jetzt auf Facebook oder doch lieber auf Twitter?

Völlig wurscht, irrelevante Inhalte werden überall ignoriert.

Guter Journalismus hat einige klare strategische Ziele: Orientierung, Meinungsbildung, Transparenz und Aufklärung - bei Gewährleistung der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit der verantwortlichen Unternehmen. Mit welchem Medium diese Inhalte erreicht werden ist nicht entscheidend. Entscheidend ist vielmehr, mit welchen Inhalten und Formaten ich die Aufmerksamkeit der vielfältig abgelenkten Bürger so nachhaltig wachhalten und fokussieren kann, dass die Conversion zum mündigen Bürger UND Abonnenten machbar ist. Darüber gilt es zu reden, nicht über chemische Elemente.

Anders gesagt: Ich bin überzeugt, dass der Journalismus als Disziplin langfristig nur dann eine Chance hat, wenn er vom Content Marketing lernt. Er muss sich fragen, was die für seine Ziele relevanten Inhalte sind, wie man sie präsentiert und wie man sie vermarktet. Die Kanalfrage ist die letzte, die es dabei zu klären gilt. Und die am leichtesten zu entscheidende: der Inhalt muss dahin, wo die Leser sind und wo er am besten zu inszenieren ist.

Als ersten Werkzeugkasten für die anstehenden Aufgaben empfehle ich den beiden Herren dabei übrigens diesen Blogpost von Mirko Lange. Das Wesentliche findet sich dort. Für alles weitere bietet er auch Webinare zum Thema an. Die 1000 EUR sollten drin sein.

 

P.S. Ich gebe zu, der Abschluss ist mir zynisch geraten. Aber dieser Zynismus ist Ausdruck echter Verzweiflung und Wut. Trotz meines Berufes möchte ich in keiner Welt leben, in der die öffentliche Meinung von PR Beratern, Publishern und Unternehmen als Medienhäusern dominiert wird; in einer Welt in der ich alles über Produkte und nichts über das Gemeinwesen weiß. Jungs, wir brauchen Euch. Hört auf, Euch gegenseitig in der Nase zu bohren. Abwischen. Unterhaken. Los geht's.